Aus „Gitarre aktuell" : I/03
RING DER LAUTENISTEN

Bayreuther Saitenspiele auch für Gitarristen

Die Stadt Bayreuth verbinden die meisten Musikinteressierten mit dem Namen Richard Wagner. Für Lautenisten und auch für Gitarristen bietet die „Musikszene" Bayreuths des 18. Jahrhunderts einiges Entdeckenswertes. In wohl kaum einer Zeit florierte das Kulturleben der Stadt so sehr, wie in der Regierungsphase des Markgrafen Friedrich und seiner überaus kunstsinnigen Gemahlin, der Markgräfin Wilhelmine (1735-1763). Durch ihren Einfluß erblühte das Opernleben Bayreuths. Die Markgräfin spielte Cembalo, komponierte, nahm Gesangsunterricht und hatte mit 19 Jahren ihre Liebe zur Laute entdeckt. Unterricht hatte sie neben Silvius Leopold Weiß auch beim Hoflautenisten Adam Falckenhagen.

Die Laute erlebte ihre Blütezeit in der Renaissance und im Barock, vom 15. bis zum 18.
Jahrhundert. In sämtlichen grossen Fürstenhäusern gehörte es zum guten Ton, das Spiel auf diesem Instrument zu beherrschen. Vom häuslichen Liebhabertum bis zum reisendem Konzertvirtuosen - die Laute war das Instrument Nr. 1 ! Gegen Ende des 17. Jahrhunderts verblasste ihr hohes Ansehen. Vorformen der Gitarre und das Pianoforte hatten ihren Siegeszug angetreten. Der Bayreuther Gitarrist Gerald Nienaber u.a. Lehrbeauftragter an der Universität und der Hochschule für Kirchenmusik widmet sich seit Jahren der Musik der Bayreuther Lautenisten.
Er rief 1993 die Bayreuther Hofmusiktage ins Leben und veröffentlichte Musik seiner Musikerkollegen der Wilhelminezeit in Fachzeitschriften. Gerade wurden seine Übertragungen von 4 Sonaten Bayreuther Hoflautenisten beim Trekel Verlag, Hamburg publiziert. Parallel dazu erscheint eine CD auf der Nienaber auch den Nichtkundigen an dieser Epoche hoher Lautenkunst teilhaben lässt. Die Werke sind im Original in einer für den notenlesenden Musiker schwer zu entziffernden Tabulaturschrift verfasst. Auf sechs Linien werden die zu greifenden Bünde mit Buchstaben notiert.

Der Hoflautenist Adam Falckenhagen wirkte nach seiner Anstellung als Hofmusiker in Weimar und Weißenfels von ca. 1732 bis zu seinem Tod 1754 in Bayreuth. Seine Aufgaben waren es, neben dem Generalbassspiel im Orchester, Flötisten,Violinisten und Sänger auf der Laute zu begleiten.

 Joachim Bernhard Hagen, 1720 in Hamburg geboren, kam mit 18 Jahren nach Bayreuth
und wurde dort vom Leiter der Hofkapelle Johann Pfeiffer ausgebildet. 1738 erscheint er als Kapellmeister im Bayreuther Adresskalender. Lautenunterricht erhielt er vermutlich bei Adam Falckenhagen. Obwohl Hagens umfangreiches Lautenwerk ein Zeugnis seiner Fähigkeiten als Instrumentalist und Komponist ablegen, war er am Bayreuther Hof als Violinist angestelt. Seine Tätigkeit als Lautenist spielte sich eher im privaten Berreich abgespielt ab.
Über das Leben von Paul Charles Durant ist wenig bekannt. Ab 1757 taucht er als
Kammerlautenist und Nachfolger von Falckenhagens in Bayreuth auf. Die Laute wurde in dieser Zeit immer mehr von anderen Instrumenten,wie dem Cembalo oder dem Klavier verdrängt.
Jakob Friedrich Kleinknecht erhält als 15jähriger eine Stelle in der Hofkapelle des
Fürstbischofs von Eichstätt.1743 geht er nach Bayreuth, wo er als „Cammer-Flauttraversist", Geiger und Vizekonzertmeister tätig ist.
Übertragungen Bayreuther Hofmusik :
Adam Falckenhagen: Partita IV
Joachim Berhard Hagen: Sonata F - Dur

Paul Charles Durant: Sonata A- Moll

Jakob Friedrich Kleinknecht
(alle Trekel Verlag ,Hamburg) erhältlich über den Fachhandel

CD:Gerald Nienaber spielt Bayreuther Hofmusik
(erhältlich über www. nienabermusic.de)

(Susanne Hacker)